Elemente und Relationen
Spiel und Macht haben gewissermaßen eine gemeinsame Seele. Sie bestehen aus Elementen/Objekten und deren Relationen oder besser Beziehungen. Die Relationen zwischen z.B. Spielfiguren, oder den Akteuren in einem Machtfeld (z.B. „Unterdrücker-Unterdrückte“) sind mehr oder weniger geregelt, beruhen auf offenen Konventionen oder feste gesetzten Gesetzen. Ein Eingriff, eine Transformation der Relationen und der Mechaniken, schon ändert sich die Bedeutung der Elemente/Objekte - siehe Hausregeln in Spielen.
Die Kernfrage, die sich stellt, ist, wo und wie sich diese Relationen oder besser Beziehungen zeigen. Woran erkennen wir sie? Wer kann die Regeln im (Macht)-Spiel ändern? Wie werden sie verändert? Wie bilden und verändern sich dadurch die Identitäten der Elemente? usw.
Hier stellt sich die entscheidende Frage, wie Menschen sich ermächtigen können, Spielregeln zu ändern. Im Spiel und im Ernst (also z.B. in der Politik).
Bini Adamczak formuliert diesen Komplex sehr schön am Beispiel des Schachspiels:
„In einem Schachspiel erhält eine Figur Bedeutung nicht durch ihre spezifische Beschaffenheit (Materialität), sondern durch ihre Position. Die Figur ist austauschbar, die Funktion bleibt. Der Poststrukturalismus stellt in seinen geschichtlich dominant gewordenen Linien die Frage nach der Subversion: Wie kann die Figur ausbrechen, eine andere Bedeutung erlangen und dadurch das Spiel ändern? Beziehungstheoretisch lässt sich das Problem gesellschaftstransformativ reformieren: Wie lassen sich die Beziehungen der Figuren zueinander neu konstruieren, wodurch sich sowohl das Spiel als auch die Figuren transformieren? Innerhalb der Metapher des Spiels kann dieser Schritt alleine von den Spielerinnen gegangen werden, die aber in der Wirklichkeit als übergeordnete Instanz nicht existieren. Der Moment, in dem die Spielfiguren zu den Spielerinnen werden, in dem die Menschen die vermachteten und verdinglichten Regeln ihres Zusammenlebens verfügbar machen, ist der Moment der Revolution (als ensemble von Mikrorevolutionen). Was damit in den Blick gerät, ist die Praxis, aber keine, in der Intersubjektivität erst im zweiten Schritt berücksichtigt wird, sondern eine, die von Beginn an sozial ist, insofern ihr zentraler Begriff jener der Beziehung selbst ist.“ (Adamchak, S. 238)